Open Call zur Ausstellung: THE WINNER TAKES IT ALL!?

„The winner takes it all!?“ lautet der Titel des Jahresprogramms 2024 der GEH8. In einer auf Effizienz getrimmten Leistungskultur beschreibt das Motto die einseitige Belohnung im Verteilungskampf um Macht, Güter und Aufmerksamkeit. Dabei findet sich das Prinzip im Natur- wie im Kulturraum und ist im Besonderen durch seine Anwendung in der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl bekannt. Wem bereits Macht und Ressourcen zur Verfügung stehen, vermag es leichter, beides noch weiter zu vermehren. Das Motto „The winner takes it all!?“ hinterfragt daher pointiert die Mechanismen hinter der Anhäufung von Macht und Wohlstand.

Oft genügt ein kleiner Vorsprung, der sich im Laufe der Zeit kumuliert und zu einem uneinholbaren Vorteil entwickelt. Auf diese Weise setzt sich in Verteilungskämpfen der Gewinner immer wieder durch und vergrößert seine Überlegenheit. Die daraus resultierende Ungleichverteilung und Spaltung verstärken sich – noch einmal befördert durch Krisen, wie wir sie etwa in den letzten Jahren erlebt haben. So geht nicht nur weltweit die Schere zwischen armen und reichen Menschen auseinander, auch für Deutschland verzeichnet die Hilfsorganisation Oxfam einen negativen Trend. Insbesondere die Vermögen sind hierzulande sehr ungleich verteilt: Die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung besitzt laut Oxfam lediglich 1,3 Prozent des Vermögens. Die reichsten zehn Prozent besitzen hingegen 67,3 Prozent, die Top-0,1-Prozent sogar 20,4 Prozent.

„The winner takes it all!?“ spitzt daher das Jahresmotto 2023 „Space is the case“ weiter zu. Die hier zu Grunde liegende These „No space no place“ beleuchtete u. a. mangelnde Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe durch fehlenden Raum. 2024 stehen mit „The winner takes it all!?“ die Ursachen und Folgen von Ungleichheit und die daraus erwachsenden Konflikte im Vordergrund sowie (künstlerische) Gegenstrategien und alternative Formen von Verteilungsmöglichkeiten. Gerade in Anbetracht dieses Superwahljahres mit Kommunal-, Land- tags- und Europawahl möchten wir damit Impulse zu einer künstlerischen Auseinandersetzung mit einem zentralen gesellschaftlichen Thema leisten.

Auch in diesem Jahr ist eine Gruppenausstellung zum Jahresthema geplant, welche lokale wie internationale Positionen zeitgenössischer Kunst versammelt. Dabei erfolgt die Auswahl der einzelnen Arbeiten aus den Bewerbungen auf die Ausschreibung. Zur Teilnahme aufgefordert sind insbesondere Künstler/-innen sowie Gruppen, die forschend oder praktisch intervenierend und genreübergreifend mit anderen Disziplinen arbeiten.

Hier geht es zum Teilnahmeformular des Open Calls! Einsendeschluss ist der 25. Februar 2024.


Kuratiert von Thomas Judisch

Grafik: Michael Merkel