FILMS NEVER MADE, PART 1: 8919 – ALWAYS CRASHING IN THE SAME CAR

Performance, Installation und Lesung

Samtag, 21.9.2019, 19:30 UHR,
10:30 Uhr AFTERPARTY GALERIERUNDGANG, Fred Rapid (Berlin)

Kurzfassung:

Manchmal kehrt zurück, was niemals war. FILMS NEVER MADE, PART 1 sucht mit der Unterstützung der drei Schriftstellerinnen Annett Gröschner, Anne-Kathrin Heier und Peggy Mädler in den kleinen, alltäglichen Geschichten der Besucher/-innen der Installation danach, was im Jahr 1989 einfach nicht passiert ist, um eine Perspektive darauf zu bekommen, was gerade jetzt passiert, in Dresden und in Europa.

Dieses und nächstes Jahr wird in der GEH8 eine Web-Serie geschrieben und gedreht, live mit und vor Zuschauer/-innen. Im ersten Teil der Veranstaltung wird die GEH8 zum frei begehbaren Writers‘ Room: Drei Autorinnen lesen Geschichten und Erinnerungen, die direkt oder lose mit dem Jahr 1989 assoziiert sind – und helfen den Zuschauer/-innen dabei, ihre zu erzählen. Das Publikum ist eingeladen, die eigenen Erinnerungen gemeinsam mit den Autorinnen zu Geschichten werden zu lassen. Herzstück der Installation und Performance ist ein umgebautes Autowrack, in dem die Autorinnen Gäste zum Gespräch empfangen. Zwischendurch wird der Soundtrack der Serie live komponiert und gespielt (Fred Rapid, Berlin/James Hoff, New York), auf verschiedenen Screens erscheinen historische Videokunstarbeiten des Jahres 1989. Der Produktionsort der Serie ist zugleich Präsentations- und Ausstellungsraum. Jedes gesprochene Wort wird live mitgetippt, projiziert und zu möglichem Material des zukünftigen Drehbuchs. Die Installation eröffnet einen Raum kollektiven Geschichtenerzählens mit Erzählungen des Jahres 1989.

Im Anschluss – Afterparty anlässlich des Galerierundgangs mit Fred Rapid (Berlin)

Autorinnen: Annett Gröschner, Anne-Kathrin Heier, Peggy Mädler
Musik und Visuals: James Hoff (N.Y.) und Fred Rapid (Berlin)
Konzept, Kuratierung und Installation:
MEHL (Berlin/Kinshasa/http://mehl.group) / Paul Elsner / Anne-Kathrin Heier
Kamera & Schnitt: Jörg Volkmar

 

Langfassung:

INTRO
Manchmal kehrt zurück, was niemals war. Und wie es mit dem Verdrängten so ist,
kehrt es gelegentlich unkontrolliert, wütend, unheimlich zurück. Oder in den ganz
kleinen, alltäglichen Geschichten, unauffällig, leicht zu übersehen und zu überhören.
FILMS NEVER MADE sucht in den Erzählungen und Geschichten der Leute danach, was
im Jahr 1989 einfach nicht passiert ist, um eine Perspektive darauf zu bekommen, was
gerade jetzt passiert, in Dresden und in Europa.

SETTING
FILMS NEVER MADE ist eine performative Installation in zwei Teilen: Dieses und
nächstes Jahr wird in der GEH8 in Dresden eine Web-Serie geschrieben und gedreht,
die in 5 Episoden verfilmt, was 1989 nicht geschehen ist, live mit und vor
Zuschauer/-innen. Im ersten Teil 8919 – ALWAYS CRASHING IN THE SAME CAR wird die
GEH8 zu einem frei begehbaren Writers‘ Room: Drei Autorinnen lesen Erinnerungen,
Geschichten und Fiktionen aus dem Jahr 1989 und helfen den Zuschauer/-innen dabei,
ihre eigenen zu erzählen, immer auch auf der Suche nach den Lücken und Details, den
Ungereimtheiten, Phantasien und Vergesslichkeiten. In einem zum Aufnahme- und
Abspielgerät umfunktionierten Autowrack wird der Soundtrack zur Serie live
komponiert und vorgespielt, es laufen visionäre Videokunstarbeiten des Jahres 1989.
Jedes gesprochene Wort wird mitgetippt und zum Material des zukünftigen
Drehbuchs. Die Installation eröffnet einen Raum kollektiven Geschichtenerzählens mit
Erzählungen des Jahres 1989.

PLOT
1989 ist zu einer quasi-mythischen Chiffre politischer und sozialer Veränderungen in
der europäischen Geschichte geworden. Bereits zu seiner Zeit randvoll mit Aussichten
auf die Zukunft, steht es bis heute eher für einen Möglichkeits- als einen
Wirklichkeitsraum ein. Die Hoffnungen und Befürchtungen, Utopien und Dystopien, die
mit dem Jahr 1989 verbunden waren, wurden inzwischen überholt von einer
Geschichte, die einmal mehr gezeigt hat, dass die einzige Zukunft, die den Namen
verdient, die ist, die nicht vorhergesagt werden kann. Dennoch (oder gerade deshalb)
durchwabern die unerfüllten Potenziale des Jahres 1989 weiterhin die kollektiven
Imaginationen und politischen Agenden der Gegenwart. Die performative Installation
und Web-Serie FILMS NEVER MADE interessiert sich für das Nachleben dieser
unerfüllten Zukünfte des Jahres 1989, anders gesagt: für die Zukünfte des Jahres 1989,
die möglich waren, aber niemals wirklich wurden. Im zweiten Teil der Veranstaltung
(Arbeitstitel: 9020), die für April 2020 geplant ist, wird die GEH8 für eine Woche zum
Filmstudio, in dem die gesammelten Szenen und Geschichten inszeniert, geprobt und
verfilmt werden. Allerdings nicht 1:1, sondern im Stil einer historischen Science Fiction,
die die unerfüllten Potentiale und vergessenen Zukünfte des Jahres 1989 filmisch
realisiert.

Im Anschluss – Afterparty
Anlässlich des DCA-Galerierundgangs mit Fred Rapid (Berlin)

Fotos: Paul Elsner und © pidelta.de