Dokumentarismen

Begleitendes Symposium zur Ausstellung „Fiktionen sind nützlich“

Beginn am 19. August, 11 – 23 Uhr

Das Foto und die Videoaufnahme sind bereits seit den 70er Jahren zwei wichtige Medien, die in der Konzept- und Performancekunst zur Anwendung kommen. Seit Beginn der 1990er Jahre folgen anknüpfend daran verschiedene Wellen der Adaption dokumentarischer Techniken in den Kunstbetrieb, die mit den Dokumentas X und 11 auch in den Mainstream integriert wurden.

Infolge dessen stellen dokumentarische Strategien heute die wichtigen Kennzeichen der Gegenwartskunst dar. Eine kritische medientheoretische und künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Sachverhalt existiert seit ungefähr zwanzig Jahren.

Begleitend zum künstlerischen Austauschprojekt sowie zur abschließenden Ausstellung »Fiktionen sind nützlich« beleuchtet das eintägige Symposium die Rolle von Fotografie und Video als Medien für künstlerische Inszenierungs- und Dokumentationspraktiken. Neben Vorträgen zur gesellschaftlichen Rolle fotografischer Abbilder werden zwei Filme gezeigt.

Der Eintritt zum Symposium ist kostenfrei. Everybody is welcome!

Vorträge:

11:00 -11:30 Uhr
Begrüßung / Vortrag 1
Antje Seeger, Dresden 
Masse als Beweis

11:45 -12:15 Uhr 

Vortrag 2 (Videovortrag via Skype)
P. C. Johannes, Universität Kassel
Bilderbeweise vor Gericht
bis 12:45 Uhr Fragerunde

12:45 -13:30 Uhr Mittagspause

13:30 – 14:00 Uhr
Vortrag 3
Agneta Jilek, Leipzig
Unschärfe als emanzipatorische Praxis
bis 14:30 Uhr Fragerunde und Möglichkeit zum Austausch


14:30 – 15:15 Uhr
Vortrag 4
Alina Cyranek, Leipzig 
Zur Recherche Ihres Films FADING
bis 15:45 Uhr Fragerunde und Möglichkeit zum Austausch

15:45 – 16:45 Uhr
Interview (Videoscreening)
Bruchstücke – aus dem Film „Dokumentarisch Arbeiten“ (2013)
Christoph Hübner im Gespräch mit dem Filmemacher Thomas Heise

16:45 -17:00 Uhr Pause

17:00-17:45 Uhr
Vortrag 5 (Videoscreening)
Dr. Hito Steyerl, Berlin
Photography and Political Agency, Vortrag im Rahmen der Konferenz
‚The Photographic Universe II‘ an der School of Art, Media and Technology New York (2013)

18:00-19:45 Uhr
Filmscreening 1: A Crime against Art (Hila Peleg, 2008)

19:45 – 20:00 Uhr Pause

20:00– 22.45 Uhr
Screening 2: HyperNormalisation (Adam Curtis, 2016)

ab 23:00 Uhr Ausklang

Referent_innen

Alina Cyranek absolvierte einen Doppel-Master in Medienkunst an der Bauhau-Universität Weimar und der Tongji University Shanghai mit dem Schwerpunkt Dokumentar- und Experimentalfilm. Ihre mehrfach ausgezeichneten Arbeiten werden auf internationalen Filmfestivals und im Rahmen von Kunstausstellungen gezeigt. Alina Cyranek realisiert Filme, in denen Themen wie Vergänglichkeit oder Erneuerung in einem zeitgenössischen Kontext mit den Neuen Medien und sozialem Wandel verwoben werden. Dabei bedient sie sich unterschiedlicher Medienformate und Gestaltungselemente. Alina lebt und arbeitet in Leipzig. www.alinacyranek.com

Agneta Jilek studierte bis 2010 Kunstgeschichte und Journalistik in Leipzig und Italien. Bis 2017 promovierte sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zur Repräsentation der Arbeit in der staatlich geförderten Autorenfotografie der 1980er Jahre in der DDR. Ihr 
Forschungsschwerpunkt liegen auf der deutsch-deutschen Fotografiegeschichte seit 1945. Von 2011-2016 war Agneta Research Fellow an der Graduate School Global and Area Studies der Universität Leipzig. Agneta Jilek schreibt als freie Autorin für Institutionen im Kunst- und Kulturbereich. Agneta Jilek lebt und arbeitet in Leipzig.

Paul Christopher Johannes studiert Rechtswissenschaften, Informatik und Rechtsinformatik. Nach einer Tätigkeit als Rechtsanwalt ist er seit 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsrecht an der Universität Kassel. Er veröffentlichte u.a. Publikationen zum Rechtsrahmen für einen Selbstschutz der Grundrechte in der Digitalen Welt sowie zur beweiswerterhaltenden Archivierung elektronischer Forschungsdaten und -dokumentation. Paul Christopher Johannes lebt und arbeitet in Kassel. https://www.uni-kassel.de/fb07/institute/iwr/personen-fachgebiete/rossnagel-prof-dr/team/wissenschaftliche-mitarbeiter/paul-christopher-johannes.html

Antje Seeger studierte Landschaftsarchitektur und bildende Kunst. 2012 legte sie ihr Diplom in der Fachklasse für Intermedia bei Prof. Alba D’Urbano an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ab. Ihre künstlerischen Arbeiten thematisieren die Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Wertvorstellungen und alltäglichen Handlungskonventionen. In ihren Arbeiten überlappen sich die Grenzen zwischen den Medien Video, Performance, Fotografie,Text, Installation und Intervention. Ihre Arbeiten wurde bisher in internationalen Aussstellungen gezeigt. Antje Seeger lebt und arbeitet in Dresden. www.antjeseeger.de

Prof. Dr. Hito Steyerl ist Filmemacherin, Autorin und Professorin für Experimentalfilm und Video an der Universität der Künste Berlin. Ihr besonderes Forschungsinteresse gilt den Medien, der Technologie und der Verbreitung von Bildern. In ihren Texten, Performances und essayistischen Dokumentarfilmen setzt sich Hito Steyerl zudem mit postkolonialer Kritik und feministischer Repräsentationslogik auseinander. Dabei arbeitet sie stets an der Schnittstelle von bildender Kunst und Film sowie von Theorie und Praxis. Ihre Werke wurden unter anderem auf der Biennale in Venedig, im Museum of Contemporary Art in Los Angeles und im Museum of Modern Art in New York ausgestellt.

Filme

A Crime Against Art (directed by Hila Peleg, 2018), engl. OV
„A Crime Against Art“ is a film in six chapters based on the trial staged at an art fair in Madrid in February 2007. The trial, inspired by the mock trials organized by Andre Breton in the 1920′s and 30′s, playfully raised a number of polemical issues in the world of contemporary art: collusion with the ‘new bourgeoisie’, instrumentalization of art and its institutions, the future possibility of artistic agency and other pertinent topics. The trial begins with the assumption that a crime has been committed, yet its nature and evidence are allusive and no victims have come forward. The testimonies and cross-examinations become an attempt by the Judge (Jan Verwoert) to unravel the nature of the mysterious „crime against art“. Set as a television courtroom drama and filmed by four camera crews, the six-chapter serial presents a condensed two-and-a-half hour version of the trial.

Fading (Alina Cyranek, 2014)
Kurz vor Kriegsende, am 18. April 1945, als die Amerikaner Deutschland von den Nazis befreiten, machte der Fotograf Robert Capa in einem Leipziger Haus mehrere Aufnahmen, die im LIFE Magazine veröffentlicht und unter dem Titel „Der letzte Tote des Krieges“ weltberühmt wurden. Der experimentelle Kurzfilm FADING macht diesen Tag in einer Art „Hörfilm“ zu einer erfahrbaren Begegnung, indem er Capas Weg durch das heruntergekommene Haus anhand seiner Kontaktabzüge und vieler Originalgeräusche rekonstruiert und somit die letzten Minuten im Leben des US-Soldaten Raymond J. Bowman festhält, bevor dieser von einem deutschen Scharfschützen getötet wurde und Capa sein Foto machte.


HyperNormalisation (Adam Curtis 2016), engl. OV
The Film ‚HyperNormalisation‘ consists of nine chapters and is a documentary, in which Curtis argues that since the 1970s, governments, financiers, and technological utopians have given up on the complex „real world“ and built a simple „fake world“ that is run by corporations and kept stable by politicians. The film makes extensive use of footage from the BBC archives and includes material shot specially for the documentary. It also features clips of theatrical films such as Semiotics of the Kitchen (1975), Dr. Strangelove (1964), Stalker (1979), Tron (1982), Deep Impact (1998), Independence Day (1996), Godzilla (1998), Armageddon (1998), The Rock (1996), and Carrie (1976), as well as various online videos.

 

Kontakt, Programm und Organisation: Antje Seeger, 0162-7299972, antjeseeger@antjeseeger.de

 

Das Projekt wird gefördert durch: