WERKRaum Ausstellung + Vernissage // LITTOPIA (Kathrin Assauer & Silke Tobeler) + Claudia Christoffel – BOSS* The winner takes it all
Claudia Christoffel studierte Medien und visuelle Kommunikation an der HFBK in Hamburg. Sie erhielt das Erasmusstipendium in Reykjavik und wurde dort bei Roni Horn ausgebildet. Claudia Christoffel ist BOSS* und erkennt sich in ihrer Rolle als Künstlerin dennoch als eine Nebenwirkung in der Kunstgeschichte – ob sie es will oder nicht. Die Begriffe: BOSS* und Nebenwirkung ließ die Konzept-Künstlerin auf Sweat-Shirts sticken und präsentiert sich auf Fotografien mit rot geschminkten Lippen, die leicht zu lächeln scheinen. Das Werk gibt keine eindeutige Lesart vor.
Im WERKRaum der GEH8 sind diese Fotografien, als auch andere sozialkritisch-humoristische Werke zu sehen. Jede*r Besucher*in kann ohne Nebenwirkungen oder bleibender Schäden sich in einem Spiegel als Feministin betrachten und wenn gewollt, Gefallen daran finden.
Das Jahr 2024 ist dem Motto: „The Winner Takes It All“ in der GEH8 gewidmet. In diesem Sinne wird zur Vernissage ein exklusives BOSS*-Dinner mit der Künstlerin und LITTOPIA verlost.
Vorher dürfen alle Gäst*innen noch dem experimentellen Literaturformat
LITTOPIA (Kathrin Assauer und Silke Tobeler), die mit ihrer Lese-Performance „Stuhltanz“ den WERKRaum einnehmen, beiwohnen.
Aber dann wird der Raum zum Dinieren für den exklusiven BOSS* des Abends geschlossen.
Vernissage: Samstag, 05. Oktober 2024, 16-20 Uhr – danach das exklusive Dinner mit LITTOPIA + der Künstlerin
Dauer der Ausstellung: 05. Oktober – 10. November 2024
Wo: GEH8 WERKRaum
Öffnungszeiten: Besichtigung des Werkraums nach Vereinbarung über Mail an kunstraumgeh@8.de oder durch das Fenster an der Gehestraße jederzeit einsehbar.
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Claudia Christoffel im Interview mit dem Female Gaze
- Was bedeutet für dich der Female Gaze?
Female Gaze bedeutet für mich, ein weiblicher Blick auf die Welt. Das kann bedeuten, das Frauen im Mittelpunkt der Erzählung, des Films oder des Kunstwerks stehen und wie handelnde Subjekte agieren. Im Gegensatz dazu stellt der Male Gaze nach Laura Mulvey Frauen ausschließlich als potentielle sexuelle Partnerinnen und Objekte des männlichen Vergnügens dar.
2.Wer hat dich in deiner Kunst geprägt?
Valle Export mit ihrer Aktionshose Genitalpanik von 1968 hat mich als Kunststudentin sehr beeindruckt. Später habe ich sie auch einmal in einem performativen Künstlerinnengespräch erleben dürfen. Das war großartig. Ähnlich ging es mir mit den Arbeiten von Tracey Emin und Sarah Lucas. Alle drei Künstlerinnen durchbrechen mit ihren Arbeiten weibliche Rollenklischees. Das empfand ich als sehr befreiend.
Jenny Holzer hinsichtlich des Gebrauchs von Schrift in der Kunst.
- Kann der Female Gaze auch von Männern eingenommen werden?
Ich denke schon. Es braucht dafür Kunstwerke, Filme und Literatur, welche den Female Gaze für Männer erfahrbar machen.
- Könnte dein Werk auch von einem Mann gemacht werden?
Ich arbeite zu gesellschaftspolitischen Themen. Meine Arbeiten visualisieren Aspekte des Feminismus, Klimawandel und ökonomische Fragen.
Diese Themen sind auch für Männer relevant. Gerade meine Arbeiten zum Klimawandel oder zu ökonomischen Fragen, könnten auch von einem Mann gemacht werden, meine humorvollen feministischen Statements hingegen, aufgrund meiner Perspektive eher weniger.
- Was wäre das erste, was du als Bundeskanzlerin veranlassen würdest?
Die gleiche Bezahlung von Frau und Mann in einem Gesetz manifestieren und die Missachtung mit hohen Geldstrafen für die Unternehmen ahnden.
- Wie erlebst du Familienplanung als Künstlerin?
Ich bin verheiratet und kann Beruf und Eheleben gut vereinbaren. Mein Mann unterstützt meine künstlerische Karriere. Wir sind ein tolles Team. Eigene Kinder wollten wir nicht.
- Reagieren Männer und Frauen unterschiedlich auf deine Kunst? Wenn ja, wie?
Das kann ich so generell nicht beantworten. Sowohl Männer als auch Frauen gefällt oder missfällt meine Arbeit.
- Was wir über dich wissen müssen…
Ich mache gern Langstreckenwanderungen. Während unserer Flitterwochen sind wir den portugiesischen Jakobsweg gewandert – 260 km in 13 Tagen. Das war eine großartige Erfahrung, die uns schwach und stark zugleich gemacht hat. Außerdem gibt es bestimmte Wege, die ich unbedingt noch erleben möchte, wie z.B. den Caminito del Rey in Andalusien, Spanien. Auch möchte ich den gesamten South West Coast Path im Süden Großbritanniens gern laufen. Einen ersten Abschnitt haben mein Mann und ich schon kennengelernt.
- Gibt es genderspezifische Aspekte deiner Kunst?
Ja, z.B. wenn ich bewusst falsch gendere, wie in meiner Arbeit BOSS*.
- Beschreibe ein Werk von dir, das dich als Künstlerin repräsentiert…
In der Arbeit Nebenwirkung (2018) sieht man mich in frontaler Ansicht mit selbstbewusstem Blick die Betrachter*innen anschauen, meine rot geschminkten Lippen scheinen leicht zu lächeln und ich trage ein weißes Sweatshirt, auf welches ich das Wort Nebenwirkung in schwarz sticken ließ. Das Werk gibt keine eindeutige Lesart vor. Der Begriff Nebenwirkung, lässt zum einen möglicherweise auf eine Krankheit von mir schließen, welche die Einnahme von Medikamenten erfordert, die leider auch schmerzliche nicht zu vermeidende Wirkungen haben. Zum anderen ist die Frau in der Kunstwelt immer noch unterrepräsentiert. Viele Museen und Sammlungen zeigen nach wie vor weltweit meist Kunstwerke von Männern. Ich als Künstlerin bin also – ob ich will oder nicht – zurzeit eine Nebenwirkung in der Kunstgeschichte.
- Von wo aus geht dein künstlerischer Weg und wo führt er hin?
Ich gehe immer von der Gesellschaft, in der ich lebe, aus. Ich arbeite mit und an der Gesellschaft. Ich weiß daher auch nicht wohin der Weg führt. Ich reagiere auf das, was um mich herum geschieht. Die Veränderungen, die noch kommen werden, fließen in meine Arbeit ein.